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Google-Suche ausgetrickst: Multiplayer Seitensprung Basketball ‐ Seite 2/3

veröffentlicht von doelf am 06.03.2021

Wo führt das hin?

Eine kurze Kontrolle in einer virtuellen Maschine ergab: Alle aufgeführten URLs werden zur Alterskontrolle auf die Domain cdn.123fastcdn.com weitergeleitet. Dabei werden unterschiedliche Seiten präsentiert, wo man lediglich anklicken muss, dass man älter als 18 Jahre ist. Zuweilen wird man auch nach seinem Geschlecht gefragt und einige Seiten versuchen aktiv, ihr Schließen mit Hilfe von Javascript zu unterbinden. Wir raten dringend davon ab, diese URLs ohne weitere Sicherheitsvorkehrungen aufzurufen!

Ein Impressum ist weder auf den Eingangsseiten noch im Quelltext zu finden. 123fastcdn.com selbst wurde anonym über die Firma WhoisPrivacy Ltd., Ocean Centre, Montagu Foreshore, East Bay Street in Nassau, registriert. Allerdings dient diese Domain nur als Verteilstation, denn nach der Altersbestätigung werden die unterschiedlichsten Sexseiten geladen, teils mit deutschem Impressum, teils mit russischen Betreibern. Zumindest finden sich auf diesen Seiten Angaben zum Betreiber, wobei wir nicht geprüft haben, ob diese auch zutreffen.

Die übernommenen Domains

Das SEO-Konzept der Sexseitenbetreiber basiert auf zwei Eckpunkten: Zum einen werden ehemals seriöse Internetangebote zweckentfremdet, um gängigen Filtern zu entkommen und einer strengeren Kontrolle durch Google zu entgehen. Zum anderen werden spezielle Suchbegriffe verwendet, um Googles Suchalgorithmus zu verwirren. Betrachten wir zunächst den ersten Teil, also die zweckentfremdeten Domains. Mit Hilfe des Internetarchivs haben wir die Geschichte dieser Domains beleuchtet und konnten feststellen, dass zumindest einige davon bis in den November 2020 genutzt wurden:

  • wohnprojekt-zittau.de: Genutzt bis mindestens 30.11.2020
  • weihnachtenxl.de: Genutzt bis mindestens 25.10.2020
  • organisation-lernen.de: Genutzt bis mindestens 19.09.2020
  • hand-g-macht.de: Genutzt bis mindestens 25.11.2020
  • jugendtreff-oberderdingen.de: Genutzt bis mindestens 25.08.2019
  • pflegedienst-ellingen.de: Genutzt bis mindestens 30.10.2019
  • koenigsblau-lichtenau.de: Genutzt bis mindestens 01.09.2019
  • zivilcourage-straubing-bogen.de: Genutzt bis mindestens 29.10.2020
  • augenarzt-salzstrasse.de: Genutzt bis mindestens 18.07.2019, Sexinhalte seit mindestens 02.12.2020
  • pferdundrad.de: Genutzt bis mindestens 28.12.2019

Am Beispiel von augenarzt-salzstrasse.de lässt sich festmachen, dass die Umwidmung zur Sexfalle im Dezember 2020 begann. Von einigen Domains bietet das Internetarchiv nur Schnappschüsse bis ins Jahr 2019. Vermutlich wurden diese Angebote zu dieser Zeit eingestellt, doch die Registierung der Domains lief weiter. In der Regel werden Domains für 12 Monate registriert. Dazu kommt bei .de-Domains noch eine sogenannte Redemption Grace Period von 30 Tagen, während der nur der vorherige Domaininhaber die Domain wieder reaktivieren kann. Vermutlich wurden die aufgegebenen Domains im Paket gekauft.

Dadaistische Suchbegriffe

Kommen wir nun zu den Suchbegriffen, mit denen die Google-Suche getäuscht wird. Betrachten wir zunächst die Ergebnisse für wohnprojekt-zittau.de: Während ficken bei Google die Alarmglocken schrillen lässt, ist fickem nicht einmal ein Wort. Der sexuelle Kontext wird über weitere Begriffe wie hard, ladys, massage, intimes oder geile hergestellt, die eine sexuelle Bedeutung haben können, aber nicht so eindeutig sind. Durch die Mischung verschiedener Sprachen wird der Zusammenhang zusätzlich verschleiert. Dazu kommen Wortkombinationen wie bikinigirls, faustfick oder blackandblonds, die zwar recht eindeutig ausfallen, sich aber in keinem Wörterbuch finden. Populäre Füllbegriffe wie bremen, london, augsburg, 3sat und aldi sorgen schließlich dafür, dass die Seite möglichst häufig einen Treffer auslöst und zu allen möglichen Anfragen angezeigt wird. Besonders häufig bekommt man diese Ergebnisse zu sehen, wenn man die Begriffe Frau oder Mann mit einem Adjektiv und einem Ort kombiniert.

Dieses Grundprinzip setzt sich in den übrigen Ergebnissen fort: Immer findet man gezielte Schreibfehler (cuckhld statt Cuckhold, dautgher statt daughter, leisben statt Lesben, deutrsche statt deutsche, hermafrodite statt hermaphrodite, bizar statt bizarr, extreem statt extrem), zu denen die Google-Suche zuverlässig die passende Korrektur vorschlägt. Dazu kommen Wortkombinationen zwischen Umgangssprache und Absurdität (sexclub, erotikfrage, fungirls, pauschalclub, rotlicht, amateurtransvistiten, langeschamlippen, busenmodelle, schokogirls, hobbyhurenkartei, arschparade, mainspitzladies, straßenstrich) bzw. in Variation mit Schreibfehlern (partitreff, latex-ana, taschengeldadies), die Google verwirren. Aufgefüllt wird dies mit Ortsnamen von Algier über Braunschweig bis Paderborn, die zusammen mit allgemeinen Begriffen (App, Basketball, Computer, Kreuzworträtsel, Mietwohnung, Multiplayer, portofrei, Streaming) sowie Markennamen (3Sat, IBM, Tinder) für eine hohe Trefferquote sorgen. Offenbar lässt Googles Suchalgorithmus in dieser Kombination dann auch ein paar eindeutige Worte wie fuck, nutten, sperma oder dildo durch, ohne vor den Inhalten zu warnen.

Fazit: Die Google Suche ist kaputt

Einst das Aushängeschild von Google, ist die Internetsuche des Konzerns zu einem Sammlung seriöser und unseriöser Werbelinks verkommen. Durch immer weiter fortschreitende SEO-Optimierung und die dynamische Erzeugung von Webseiten, die genau zur Suchanfrage passen, ist die Google-Suche nur noch ein Schatten ihrer selbst und kaum noch zu gebrauchen. Einzig wenn man Produkte, Preise und Dienstleistungen sucht, wird man heutzutage noch fündig. All die hilfreichen Tipps und Anleitungen aus Internetforen und von nicht kommerziellen Veröffentlichungen scheinen aus dem Internet verschwunden zu sein. Zumindest bis man dann ein altes Lesezeichen anklickt und feststellen muss: Es gibt diese Inhalte noch, sie werden nur nicht mehr gefunden. Die Google-Suche steckt in ihrer eigenen Blase aus falscher Priorisierung von Kommerz, Aktualität und sogenannten Premiuminhalten sowie der SEO-Falle fest. Als neutrales Werkzeug zum Suchen im gesamten Internet taugt sie leider nicht mehr.

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