Kontaktverfolgung per Smartphone - Hintergründe und Analyse ‐ Seite 3/5
veröffentlicht von doelf am 17.04.2020 - UPDATE: 20.08.2020Ein erster Eindruck von der Corona-Warn-App (Version 1.0.0)
Seit den frühen Morgenstunden des 16. Juni 2020 liegt die Corona-Warn-App (Version 1.0.0) in den App-Stores von Apple und Google zum Download bereit. Sie wurde im Namen des Robert-Koch-Instituts veröffentlicht, das hier als zentrale Einrichtung des Bundes im Bereich der Öffentlichen Gesundheit agiert. Bei der Suche im PlayStore wurden wir mit den Suchbegriffen Corona App
, Corona Warn App
oder Corona Warn App Deutschland
nicht fündig und bekamen ausschließlich privatwirtschaftliche Corona-Apps von zweifelhaftem Nutzen präsentiert. Hier ist also Vorsicht geboten. Gefunden haben wir die App letztendlich über den Suchbegriff Robert Koch Institut
:
- Google PlayStore: Offizielle Corona-Warn-App für Deutschland (Android 6 und neuer)
- Apple App-Store: Offizielle Corona-Warn-App für Deutschland (iOS und iPadOS 13.5 und neuer)
Das erste, was uns auffiel: Man kann keine Screenshots von der App erstellen. Nach der Installation präsentiert die App zunächst umfangreiche Erklärungen zu ihrer Funktion, danach bietet sie dem Nutzer die Schaltfläche Risiko-Ermittlung Aktivieren
an. Damit ist der Datenaustausch mit dem zentralen Server gemeint, dem man eine eigene Infektion meldet und von dem sich die App die Liste der möglichen Infektionsereignisse herunterlädt. Ohne aktivierte Risiko-Ermittlung ist die App folglich nutzlos. Hat man die Risiko-Ermittlung aktiviert, prüft die App den Bluetooth-Status. Ohne Bluetooth ist die App ohne Funktion, weshalb man diese Funktechnologie aktivieren muss. Ob die Standortermittlung aktiviert ist, prüft die App allerdings nicht.
In der Dokumentation der neuen Bluetooth-Schnittstelle wird die Standortermittlung als Voraussetzung genannt. Allerdings geht daraus auch hervor, dass die App selbst keinen Zugriff auf die Standortdaten haben soll. Stattdessen überprüft das Betriebssystem deren Status und weist bei einer Deaktivierung auf die Folgen für die Funktion der Kontaktverfolgung hin (siehe Bildschirmfoto). Gleiches geschieht, wenn man Bluetooth abschaltet. Solche Erfassungslücken können durchaus sinnvoll sein, beispielsweise wenn man alleine zu Hause ist und den Akku seines Smartphones schonen möchte. Tatsächlich benötigen einzig die Google-Dienste einen Zugriff auf die Standortdaten, während die Corona-Warn-App lediglich Berechtigungen für die Risikoermittlung und die Benachrichtigung des Benutzers (Mitteilungen) bekommt.
Zum Abschluss der Einrichtung erklärt die App, wie die freiwillige Meldung im Infektionsfall funktioniert. Wer seine Infektion über einen QR-Code melden will, muss der App Zugriff auf die Kamera gewähren. Da solche Meldungen hoffentlich die Ausnahme bleiben werden, ist diese Berechtigung standardmäßig inaktiv. Nach Abschluss der Einrichtung öffnet sich der Statusbildschirm mit dem Hinweis Unbekanntes Risiko
, denn es müssen ja erst einmal Daten gesammelt werden, um das Infektionsrisiko einschätzen zu können. Der erste Eindruck ist, einmal abgesehen von der Screenshot-Sperre, die vermutlich den Nachbau der App erschweren soll, positiv. Die Auswirkungen auf die Akkulaufzeit und das Datenaufkommen sind bei den von uns getesteten Geräten marginal und sollten niemanden abschrecken.