Kontaktverfolgung per Smartphone - Hintergründe und Analyse ‐ Seite 4/5

veröffentlicht von doelf am 17.04.2020 - UPDATE: 20.08.2020

Updates und Korrekturen bis Version 1.2.1

Der Quellcode der Corona-Warn-App ist offen und kann auf der Entwicklungsplattform GitHub eingesehen werden (Android/iOS). Dort können Nutzer auch Probleme melden, die ebenso offen diskutiert werden (Android/iOS). Interessierte Nutzer können somit jederzeit brandheiße Informationen einsehen und erfahren auch, wann die jeweiligen Probleme an Apple, Google oder die Gerätehersteller herangetragen wurden, denn nicht jeder Fehler lässt sich in der App lösen. Vielmehr ist die App darauf angewiesen, dass der Unterbau, also die vom Betriebssystem zur Verfügung gestellten Schnittstellen und Funktionen, sauber funktioniert. Oder anders formuliert: Auch das schnellste Fahrzeug nutzt wenig, wenn die Autobahn nicht asphaltiert ist oder alle Ausfahrten gesperrt sind. Und gerade dieser Unterbau hatte im Laufe der vergangenen beiden Monate erhebliche Probleme bereitet. Hier eine Übersicht der ärgerlichsten Fehler:

Behoben: Apples iPhone, iOS 13.6 und das Problem mit der Region

Nach der Veröffentlichung von iOS 13.6 am 15. Juli 2020 ließ sich die Risiko-Ermittlung auf etlichen iPhones nicht mehr aktivieren. Apples Betriebssystem behauptete, dass Covid-19-Bewegungsaufzeichnungen In deiner Region nicht verfügbar seien. Manche Nutzer konnten das Problem durch eine Neuinstallation der App lösen: Zunächst muss man die App entfernen, dann das Telefon neu starten und die App dann wieder aufspielen. Ein anderer Ansatz bestand darin, die Bewegungsaufzeichnungen vor dem Update auf iOS 13.6 zu deaktivieren und erst im Anschluss wieder einzuschalten. Apple wurde zeitnah über den Fehler informiert und konnte diesen auch zügig korrigieren. Dennoch wurde iOS 13.6.1, welches den Fix beinhaltet, erst am 12. August 2020 veröffentlicht, so dass die Kontaktverfolgung auf den betroffenen Geräten für fast einen Monat inaktiv war. Immerhin: Apple hatte zwischenzeitlich ein Konfigurationsprofil zum Zurücksetzen der Bewegungsaufzeichnungen bereitgestellt, welches die betroffenen Nutzer allerdings von Hand herunterladen und aufspielen mussten.

Behoben: Startprobleme mit der App-Version 1.2.0 unter iOS

Auf einigen iPhones konnte die Corona-Warn-App in der Version 1.2.0 nicht mehr starten. Dieses Problem wurde binnen eines Tages am 12. August 2020 mit der Veröffentlichung der App-Version 1.2.1 behoben.

Workaround: Nonkonformes Energiemanagement stoppt die App auf Android

Gewisse Smartphone-Hersteller, namentlich seien Samsung, Huawei und dessen Tochter Honor genannt, neigen dazu, Android mit Eigenlösungen zu verschlimmbessern. Dies betrifft auch das Energiemanagement, welches im Interesse der Akkulaufzeit derart aggressiv voreingestellt ist, dass Apps nicht mehr dauerhaft im Hintergrund laufen. Googles Exposure Notification Framework (ENF) funktioniert zwar einwandfrei, doch die Corona-Warn-App wird immer wieder beendet, so dass der Datenaustausch mit dem zentralen Server nicht mehr automatisiert stattfindet. Erst wenn die App geöffnet wird, kommt es zum Datenabgleich und einer möglichen Warnung über Risikobegegnungen. Das ist natürlich nicht Sinn und Zweck der ganzen Übung, doch die betroffenen Hersteller haben sich über Googles Vorgaben hinweggesetzt und damit auch die Funktion anderer Apps beeinträchtigt.

Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung der Corona-Warn-App war dieses Problem gut dokumentiert und kurze Zeit später samt Lösungsweg beschrieben. Wir hatten es am 23. Juni 2020, also rund einen Monat vor dem exklusiven Enthüllungsbericht in einer bekannten Boulevardzeitung, beschrieben und den Workaround erklärt. Und wir waren keinesfalls die einzigen. Man musste der Corona-Warn-App auf den betroffenen Geräten lediglich manuell das Recht zugestehen, im Hintergrund geöffnet zu bleiben. Das ist auch bei anderen Apps, die im Hintergrund laufen sollen, erforderlich, doch nicht alle Nutzer sind mit dieser Problematik vertraut und dummerweise sind die Geräte der verantwortlichen Hersteller in Deutschland weit verbreitet.

Um den Benutzern die Konfiguration zu erleichtern, wurde eine entsprechende Option in die App-Version 1.1.1, die seit dem 23. Juli 2020 verfügbar ist, integriert. In den Einstellungen der App, welche man über die drei untereinanderstehenden Punkte rechts oben erreicht, findet sich der neue Eintrag Priorisierte Hintergrundaktivität. Wird dieser per Schieber aktiviert, werden die Restriktionen der Hersteller aufgehoben und die Corona-Warn-App sollte wieder normal funktionieren. Zumindest in der Theorie, denn bei einigen Geräten blieb das Problem bestehen. Eine Besserung für hartnäckige Fälle verspricht die am 10. August 2020 veröffentlichte App-Version 1.2.0 in Kombination mit einem Update der Google Play Dienste, welche seit Juli 2020 mit der ENF-Version 1.5 ausgeliefert werden: Sollte die App trotz priorisierter Hintergrundaktivität beendet werden, wird sie nach spätestens 24 Stunden neu gestartet, um den täglichen Datenabgleich und eine Warnung des Nutzers sicherzustellen.

Android: Verschlüsselungsfehler bei Huawei und Honor

Wenn man die Meldung Ursache 9002 - Etwas ist schiefgelaufen zu Gesicht bekommt, stammt das Telefon in der Regel von Huawei oder dessen Tochter Honor. Zumindest ein Auslöser für dieses Problem, welches auf einen Signaturfehler bei der Prüfung einer Schlüsseldatei hinweist, ist auf den chinesischen Hersteller beschränkt und tritt ausschließlich mit Android 6 und 8 auf. Bei mehreren Nutzern, die ihre Smartphones auf Android 9 oder 10 aktualisieren konnten, ist die Fehlermeldung in der Folge nicht mehr aufgetaucht. Als Auslöser kommen Fehler in der Verschlüsselung oder ein unberechtigter Zugriff auf die geschützten Daten in Frage, doch seitens Huawei bzw. Honor gab es leider keine Unterstützung. Inzwischen scheint ein Update der Google Play Dienste (inklusive ENF 1.5) auch diesen Fehler behoben zu haben.

Es gibt weiterhin Probleme mit QR-Codes und Testergebnissen

Wer sich auf COVID-19 testen lässt, erhält einen QR-Code, den man mit der Corona-Warn-App einlesen kann. Sobald das Ergebnis vorliegt, wird man unterrichtet und im Falle einer Infektion werden auch alle Kontaktpersonen, die ebenfalls die Corona-Warn-App einsetzen, informiert. Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis passiert zuweilen über Tage oder Wochen rein gar nichts. Die Ursachen hierfür sind mannigfaltig: Viele Labore und Behörden sind überlastet und kommen mit den Tests und Meldungen nicht hinterher, wie aktuell das Beispiel Bayern zeigt. Etliche Labore, und wir reden hier von 20 bis 30 Prozent der vorhandenen Testkapazitäten in Deutschland (Stand 11. August 2020), arbeiten immer noch nicht vollständig mit der Corona-Warn-App zusammen oder geben inkompatibler QR-Codes heraus. Und zuweilen verhindert der Datenschutz eine schnelle Meldung: Wurde das Kreuz bei Feld 9 (Einverständnis des Versicherten zum Übermitteln des Testergebnisses für Zwecke der Corona-Warn-App) vergessen, bleibt die App grundsätzlich außen vor. Im Zweifelsfall muss man seinen Hausarzt, das zuständige Labor oder das lokale Gesundheitsamt anrufen, um sein Testergebnis zu erhalten.

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