Anleitung - Motorreparatur bei Plattenspielern von Braun ‐ Seite 1/5
veröffentlicht von doelf am 26.05.2021Vor 50 Jahren war Braun eine Designikone und stellte hochwertige Audiogeräte her. Viele dieser Geräte sind heute noch Kult, doch gerade Brauns Plattenspieler haben eine Achillesferse: Den Motor. Materialermüdung führt hier zu einem Defekt, der den Magneten durchrutschen lässt. Die Antriebsachse kann die Kraft nicht mehr richtig übertragen und die Drehzahl fällt immer stärker ab. Glücklicherweise lässt sich dieser Schaden vollständig beseitigen, wie wir heute anhand eines Braun PS 350 zeigen werden.
Braun PS 350, gebaut von 1973 bis 76 - Fotostrecke mit weiteren und größeren Fotos...
Das Problem mit dem schwächelnden Motor hat nicht nur der Braun PS 350, denn auch viele andere Plattenspieler des Herstellers sind mit diesem Antrieb ausgestattet. Für unsere Reparaturanleitung werden wir uns jedoch an den PS 350 halten, da uns andere Braun-Modelle derzeit nicht zur Verfügung stehen. Der Ausbau des Motors wird sich bei den verschiedenen Plattenspielern etwas unterscheiden, doch die Reparatur des Motors verläuft in allen Fällen gleich.
ACHTUNG: Alle elektrischen Geräte müssen vor dem Öffnen unbedingt vom Strom getrennt werden. Es besteht Lebensgefahr! VORSICHT: Auch nachdem der Stecker gezogen wurde, können bestimmte Bauteile wie Kondensatoren noch eine Restladung enthalten. Generell gilt: Größere Eingriffe sollte nur ein ausgebildeter Techniker vornehmen. Wer hier Fehler macht, riskiert einen Kurzschluss, einen Stromschlag oder gar einen Wohnungsbrand!
Die Haube abnehmen
Zunächst sollte man die Haube entfernen, damit diese nicht beschädigt wird. Beim Braun PS 350 wird die Haube von zwei seitlichen Stützen gehalten, zudem gibt es weiter hinten zwei Stifte, welche die Funktion von Scharnieren übernehmen. Die Stürzen haben an der Außenseite der Haube einen Kreuzschlitz, während innen eine normale Schlitzschraube sitzt. Wir haben nur die innere Schraube (A) entfernt und die Stützen dann nach unten ins Gehäuse geschoben. Es bleiben die beiden hinteren Stifte (B), deren linker (von vorne aus gesehen) sich eindrücken lässt.
Befestigung der Haube - Fotostrecke mit weiteren und größeren Fotos...
Aufgrund ausgetrockneter Schmierung geht das zuweilen sehr schwer, zudem bleibt der Stift anschließend im Gehäuse hängen. Das ist aber kein großes Problem, denn der Stift lässt sich vom Gehäuseinneren aus ertasten und kann durch Bewegung und mit Hilfe von Fett oder Petrolatum (Vaseline) später wieder gangbar gemacht werden. Jetzt nehmen wir aber erst einmal die Haube ab.
Lose und empfindliche Bauteile entfernen
Der Tonarm wird in seiner Sperre (C) gesichert und das Gegengewicht (D) an seinem hinteren Ende abgedreht. Auch Tonabnehmer und Nadel sollten während unserer Operation geschützt sein, daher klappen wir den Nadelschutz - sofern vorhanden - runter und ziehen den Systemträger (E) nach vorne aus der Headshell.
Tonarm vorbereiten - Fotostrecke mit weiteren und größeren Fotos...
Nun nehmen wir die Gummimatte vom Teller und heben den Teller vorsichtig nach oben ab. Unter dem Teller kommt nun der Riemen (F) zum Vorschein, welcher die Rotation des Motors (G) auf einen Pulley (H) überträgt, der wiederum ein Reibrad (I) antreibt. Dieses Reibrad setzt den Plattenteller in Bewegung.
Unter dem Teller - Fotostrecke mit weiteren und größeren Fotos...
Bis in die 1970er-Jahre waren Reibradantriebe weit verbreitet, danach setzten sich Riemen- und Direktantriebe flächendeckend durch. Brauns Kombination aus Riemen und Reibrad ist eine exotische Antriebsvariante, die unseres Wissens ansonsten nur bei Thorens zum Einsatz kam.
Bereit für den Ausbau - Fotostrecke mit weiteren und größeren Fotos...
Wir ziehen den Riemen ab und legen auch den Pulley zur Seite. Die Vorbereitungen sind nun abgeschlossen.
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