UPDATE 01.11.2010:
Wir haben einen umfangreichen Test über AMDs Referenz- und PowerColors Eigendesign der Radeon HD 6850 veröffentlicht. Die beiden Grafikkarten mussten sich gegen die Modelle MSI R5830 Twin Frozr II (AMD Radeon HD 5830), MSI N460GTX Cyclone 768D5/OC (NVIDIA GeForce GTX 460) und MSI R4890 Cyclone OC (AMD Radeon HD 4890) durchsetzen.
Am heutigen Freitag läuft AMDs neueste GPU-Generation "Northern Islands" vom Stapel und ungewöhnlicherweise ist der erste Insulaner nicht der Stärkste seiner Familie. Die beiden Modelle Radeon HD 6870 und HD 6850 (Codename: Barts) schließen vielmehr eine Lücke in AMDs Portfolio, welche NVIDIAs Bestseller GeForce GTX 460 offenbart hatte. Es geht also um die Preisklasse zwischen 150 und 200 Euro.
Angesichts dieser Preisklasse verwundert die Namensgebung, waren die Modelle Radeon HD 5870 und HD 5850 (Codename: Cypress) doch oberhalb der 200-Euro-Marke angesiedelt. Mit der Einführung der Northern Islands hat AMD seine Strategie überarbeitet und wird zwei Leistungsklassen als Nachfolger der Cypress-Chips auf den Markt bringen. Während AMD die aktuellen Juniper-GPUs (Radeon HD 57xx) gegen NVIDIAs GeForce GTS 450 positioniert, werden die Barts (Radeon HD 68xx) gegen NVIDIAs GeForce GTX 460 antreten und dabei AMDs glücklosen Radeon HD 5830 ablösen.
Was die Leistung der Grafikprozessoren betrifft, ist der Radeon HD 6850 ist dabei etwas langsamer als ein Radeon HD 5850 und auch der Radeon HD 6870 kann mit einem Radeon HD 5870 nicht mithalten. Dafür sind die neuen GPUs deutlich preiswerter und verbrauchen auch weniger Strom. Wer sich mehr Leistung wünscht, muss sich noch etwas gedulden und auf die Antilles-Modelle (Radeon HD 69xx) warten, welche im November erwartet werden.
Technische Daten
Doch wie kommt es, dass Barts langsamer ist als Cypress? Nun, AMD hat etwas gemacht, was man in der Wirtschaft als Restrukturierung bezeichnen würde. Es wurden Prozessabläufe verbessert, Einheiten gestrafft und Personal (hier: Recheneinheiten) abgebaut.
Grafikprozessor | |||
Modell | AMD Radeon HD 5870 (HD 5850) | AMD Radeon HD 6870 (HD 6850) | NVIDIA GeForce GTX 460-1024 (GTX 460-768) |
DirectX | 11.0 | 11.0 | 11.0 |
Shader Modell | 5.0 | 5.0 | 5.0 |
Fertigung (nm) | 40 | 40 | 40 |
Transistoren (Mio.) | 2150 | 1700 | 1950 |
Chiptakt (MHz) | 850 (725) | 900 (775) | 675 |
Shader-Einheiten | 1600 (1440) | 1120 (960) | 336 |
Pixel in GPixel/s | 27,2 (23,2) | 28,8 (24,8) | 18,9 (16,2) |
Textureinheiten | 80 (72) | 56 (48) | 56 |
Textur in GTexel/s | 68,0 (52,2) | 50,4 (37,2) | 37,8 |
ROPs | 32 | 32 | 24 |
Stromverbrauch (W) | 188 (170) | 151 (127) | 160 |
So hat AMD die Zahl der Shader- und Textur-Einheiten um 30 bis 33,3 Prozent reduziert sowie knapp 21 Prozent der Transistoren eingespart. Zugleich wurde die Taktrate bei beiden Modellvarianten um 50 MHz angehoben, was einer Steigerung um 5,9 bis 6,9 Prozent entspricht. Die Anzahl der Raster-Operation-Einheiten blieb unverändert bei 32.
Die Rechenleistung pro mm2 ist durch diese Maßnahmen laut AMD um mehr als 35 Prozent gestiegen und da die Barts weniger komplex sind, lassen sie sich auch einfacher und preiswerter produzieren. Positive Auswirkungen sieht man auch beim Stromverbrauch: Dieser konnte beim Radeon HD 6870 um 19,7 Prozent und beim Radeon HD 6850 sogar um 25,3 Prozent reduziert werden - jeweils vergleichen mit den Cypress-Modellen.
Speicheranbindung | |||
Modell | AMD Radeon HD 5870 (HD 5850) | AMD Radeon HD 6870 (HD 6850) | NVIDIA GeForce GTX 460-1024 (GTX 460-768) |
Speichertyp | GDDR5 | GDDR5 | GDDR5 |
Speichertakt (MHz) | 1200 (1000) | 1050 (1000) | 900 |
Datenrate (Gbps) | 4,8 (4,0) | 4,2 (4,0) | 3,6 |
Speicher (MByte) | 1024 | 1024 | 1024 (768) |
Speicherbus (Bit) | 256 | 256 | 256 (192) |
Bandbreite (GB/s) | 153,6 (128,0) | 134,4 (128,0) | 115,2 (86,4) |
Der Speicherausbau und die Speicheranbindung bleiben unverändert bei 1024 MByte sowie 256 Bit. Die Taktrate wurde beim Radeon HD 6870 im Vergleich zum Radeon HD 5870 um 12,5 Prozent reduziert, was vermutlich der Kostensenkung geschuldet ist. Der GDDR5-Speicher der Modelle Radeon HD 6850 und HD 5850 arbeitet mit 1.000 MHz bzw. 4,0 Gbps, hier bleibt die Speicherbandbreite folglich unverändert.
Die Optimierungen
Als NVIDIA seine Fermi-Generation auf den Markt brachte, zeigte es sich, dass diese in Bezug auf die Tessellation leistungsfähiger war. Hier bestand folglich Handlungsbedarf und AMD will die Tessellation bei den Barts-Modellen deutlich beschleunigt haben.
Nicht auf die neuen Grafikprozessoren beschränkt, aber eine Funktion der neuesten Treiber, ist das Morphological Anti-Aliasing. Es handelt sich hierbei um einen Post-Process-Filter zur Kantenglättung, der mit Hilfe von DirectCompute beschleunigt wird und weniger Leistung kostet als Super-Sampling.
Morphological Anti-Aliasing kümmert sich hierbei um alle Kanten. Die Funktion wird im Catalyst Control Center aktiviert. Sie steht für zahlreiche Anwendungen und Spiele zur Verfügung, denn neben DirectX 11 werden auch die Versionen 9 und 10 unterstützt.
Auch die anisotrope Filterung will AMD verbessert haben. Ein neuer Algorithmus soll verhindern, dass es zu Darstellungsfehlern bei sehr unruhigen Texturen kommt. Insbesondere die Übergänge zwischen den Filterstufen sollen nun deutlich gleichmäßiger sein.
Neuerungen gibt es auch bei der Multi-Monitor-Technologie Eyefinity, denn die neuen Grafikkarten bieten nun gleich fünf Anschlüsse. Neben zwei Dual-Link-DVI-Ausgängen gibt es einen HDMI-Anschluss der Version 1.4a sowie zwei Mini-DisplayPorts der Version 1.2. Die DisplayPorts unterstützen stereoskopisches 3D sowie den Betrieb mehrerer Bildschirme an einem Anschluss (Daisy-Chain).
Die Karten
Da unsere Testkarten noch nicht eingetroffen sind, müssen wir auf die von AMD bereitgestellten Produktbilder zurückgreifen. Bei der Variante Radeon HD 6870 werden viele Hersteller zunächst auf AMDs Referenzdesign zurückgreifen, während bei der Radeon HD 6850 mit eigenen Designs zu rechnen ist.
Der obige Größenvergleich zeigt, dass AMDs Radeon HD 6870 ein gutes Stück länger ist als ihr schwächeres Schwestermodell. Typisch für AMD ist der Kühler mit dem Radiallüfter, welcher die Abwärme rückseitig aus dem Gehäuse bläst.
Wie bereits erwähnt, verfügen diese Grafikkarten über fünf Monitoranschlüsse (2x DL-DVI, 1x HDMI 1.4a, 2x miniDP 1.2). Aufgrund der TDP von 151 Watt benötigt das Modell Radeon HD 6870 zwei 6-Pin-Strombuchsen, welche AMD am oberen Rand der Platine platziert hat, um den Einbau der langen Karte zu erleichtern.
Da sich die Variante Radeon HD 6850 mit einer TDP von 127 Watt begnügt, reicht dieser Grafikkarte eine einzige Strombuchse mit sechs Kontakten aus. Diese befindet sich am Ende der Grafikkarte, was angesichts des kürzeren PCBs keine großen Probleme bereitet sollte.
Erster Eindruck
Einmal abgesehen von der für den Käufer irreführenden Namensgebung, sehen AMDs Barts-Modelle vielversprechend aus. Da AMD zum jetzigen Zeitpunkt an der 40nm-Fertigung festhalten musste, muss man es schon als positiv bewerten, dass hier nicht einfach eine neue Cypress-Auflage mit höheren Taktraten auf den Markt gebracht wurde, sondern die vorausgegangene Architektur gründlich auf Schwachstellen untersucht und marktgerecht verbessert wurde.
Laut AMD sollen Grafikkarten auf Basis des Radeon HD 6870 bei 200 Euro starten und die Modelle mit dem Radeon HD 6850 bereits ab 150 Euro zu haben sein. Diese Angaben stimmen mit dem überein, was man aktuell in den Preisvergleichen finden kann. Zugleich sind die Preise für Grafikkarten mit NVIDIAs GeForce GTX 460 deutlich ins Rutschen geraten. Die Variante mit 768 MByte Grafikspeicher findet man schon für unter 130 Euro und die Version mit 1.024 MByte Grafikspeicher kann man für unter 155 Euro bestellen. Konkurrenz belebt das Geschäft und den Kunden wird's freuen.
UPDATE 01.11.2010:
Wir haben einen umfangreichen Test über AMDs Referenz- und PowerColors Eigendesign der Radeon HD 6850 veröffentlicht. Die beiden Grafikkarten mussten sich gegen die Modelle MSI R5830 Twin Frozr II (AMD Radeon HD 5830), MSI N460GTX Cyclone 768D5/OC (NVIDIA GeForce GTX 460) und MSI R4890 Cyclone OC (AMD Radeon HD 4890) durchsetzen.