NVIDIAs nForce 500 Familie - 3/3
23.05.2006 by doelf
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Die LinkBoost-Technologie
Markentreue wird bei NVIDIA ab sofort mit MHz belohnt. Wer sich für ein Mainboard mit dem nForce 590 SLI Chipsatz entscheidet und zugleich eine aktuelle Grafikkarte der Spitzenklasse mit NVIDIA Grafikprozessor verwendet - derzeit ist das die GeForce 7900 GTX - bekommt vom Mainboard höhere Taktraten als die Nutzer von Fremdprodukten oder von preiswerteren Modellen aus dem eigenen Hause geboten:
Mit LinkBoost werden kompatible Konfigurationen (nochmals: derzeit ist das nur die Kombination nForce 590 SLI und GeForce 7900 GTX) automatisch erkannt und die Taktraten von PCI-Express- und die HyperTransport-Anbindung um 25 Prozent angehoben, wodurch der theoretische Datendruchsatz von 8 auf 10 Gb/s ansteigt. Wir betrachten dieses Vorgehen mit gemischten Gefühlen, da es für Tester immer schwerer wird, ein Produkt fair zu bewerten. Die Grenzen zwischen dem Betrieb innerhalb der Spezifikationen und im übertakteten Zustand verwischen immer mehr, oft ist es nicht mehr nachvollziehbar, was ein Mainboard da so treibt und wie die Leistungsunterschiede zustande kommen. Zudem fragen wir uns, wie der nächste Schritt aussehen wird. Werden in Zukunft die Grafikkarten der Mitbewerber absichtlich ausgebremst? Und was geschieht mit der gewonnenen Bandbreite? Auf die 3D-Leistung scheint sich der Bandbreitenüberschuß jedenfalls nicht auszuwirken...
SLI-Ready Memory / EPP
Durch Enhanced Performance Profiles (EPP) soll der Speicherdurchsatz steigen, denn die JEDEC, so will es uns NVIDIA zumindest glauben machen, liefert seit Jahren unvollständige Spezifikationen, die für Power-User einfach nicht ausreichen. Als Beispiele wurden bisher die Speicherspannung und die Command Rate genannt. Doch wenn Speicher eine höhere Spannung benötigt, um stabil arbeiten zu können, befinden sich die Chips schlicht und einfach in ihrem Grenzbereich, und die Command Rate ist ein Parameter des Speichercontrollers, der mit der Gesamtspeicherbestückung des Systems, nicht aber mit einem einzelnen Speicherriegel zu tun hat. Über diese Latenz entscheidet somit der Speichercontroller, im Falle AMDs also die CPU.
Damit EPP also tatsächlich einen Nutzen hat, hinterlegt man an dieser Stelle alternative SPD-Timings mit zusätzlichen Parametern, welche für einen Betrieb außerhalb der Spezifikationen benötigt werden. Solcher Speicher bietet also JEDEC konforme SPD-Timings für die Masse der Mainboards, sowie EPP Timings und Einstellungen für Chipsätze und Mainboards, die diese Übertaktungsoptionen unterstützen. Wir sprechen hier explizit von Übertaktungsoptionen, da auch Speichertakte verwendet werden können, welche nicht von der CPU unterstützt werden. Um solche Speichertakte optimal ausnutzen zu können, wird in einem solchen Fall auch die CPU übertaktet:
Wie die LinkBoost-Technologie dient auch EPP dazu, zusätzliche Leistung durch weitgehend automatisiertes Übertakten freizusetzen. Beide Technologien haben einen eindeutigen Vorteil: Die Hardware entscheidet darüber, was sie kann, und nicht der Laie, der auf Gutdünken ein paar Parameter ausprobiert. Solange solche Tuning-Maßnahmen keinen Einfluß auf die Garantieansprüche des Benutzers haben, die Abweichungen von der Spezifikation klar und verständlich dokumentiert werden und auf Wunsch abschaltbar sind, sehen wir hier durchaus Vorteile.
FirstPacket
Diese Technik dient NVIDIA dazu, den Benutzer zum "King of Ping" zu machen. Im Klartext kann der Benutzer Prioritäten für die von ihm verwendeten Netzwerk-Anwendungen festlegen. Während Spiele und Internettelefonie sehr empfindlich auf hohe Netzwerklatenzen reagieren, spielen diese für Datenübertragungen via FTP keine große Rolle. NVIDIA verschickt die Pakete kritischer Anwendungen deshalb mit einer höheren Priorität und verhindert somit Abbrüche, Stottern oder Stocken.
DualNet Technologie
Was macht man mit zwei Gigabit-LAN Verbindungen, wenn die meisten Benutzer sowieso nur eine verwenden? Man erfindet LAN-SLI: Durch die Bündelung zweier Gigabit-LAN Controller vergrößert NVIDIA die Bandbreite, dieses Vorgehen nennt der Hersteller "Teaming".
Ein solches Vorgehen macht insbesondere für Server Sinn, auf die einige Clients zeitgleich mit hoher Bandbreite zugreifen. Zudem kann die zweite Gigabit-LAN Verbindung auch als Redundanz genutzt werden: Fällt der eine Port aus, geht die Netzwerkverbindung dennoch nicht verloren.
Fazit
NVIDIA macht weiterhin Druck auf seine Mitbewerber, und es erscheint uns fraglich, ob SiS und VIA außerhalb der Einstiegsklasse kontern können. Der einzige Mitbewerber, der auch in der Oberklasse Präsenz zeigen kann, ja, sogar zeigen muß, ist ATi. Teure CrossFire Mainboards werden nämlich nicht nur an ihrer CrossFire-Fähigkeit gemessen, auch die Southbridge muß adäquate Funktionen bieten. Mit der Übernahme von ULi hat NVIDIA seinem Mitbewerber ATi jedoch einen ziemlich bösen Streich gespielt, auf den die Kanadier offensichtlich nicht vorbereitet waren.
Die nForce 500 Familie ist eine konsequente Weiterentwicklung, die vor allem die Fähigkeiten der Southbridge ausbaut. Hinzu kommen Tuning- und Übertaktungsoptionen, mit denen NVIDIA leistungshungrige Benutzer an die eigenen Produkte binden will. Durch eine weitreichende Automatisierung dieser Optionen erleichtert NVIDIA seinen Kunden das Tunen des Systems, die Fehlerquelle "Benutzer" kann somit minimiert werden. Dennoch ist es auch weiterhin möglich, diese Einstellungen manuell vorzunehmen - man hat also die Wahl, ob man es sich leicht machen möchte, oder wie bisher die Grenzen der Hadrware selber auslotet. Wie immer bedarf es allerdings eines Praxistest, um eine endgültige Bewertung vornehmen zu können.
1. Einleitung und Übersicht
2. Die vier Varianten im Detail
3. Besonderheiten und neue Techniken
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