In der letzten Nacht hat NVIDIA die Informationssperre über seine ersten DX11-Grafikprozessoren aufgehoben und so finden sich nun erste Testberichte im Netz. Eigentlich sollten interessierte Kunden auch schon eine paar Karten im Handel finden, doch die ersten Exemplare befinden sich noch auf dem Transport aus Asien und dürften hierzulande erst in ca. zwei Wochen eintreffen.
Eine lange Durststrecke
Lange hat es gedauert, bis NVIDIA den Nachfolger der Modelle GeForce GTX 260 und GTX 280 (GT200) bzw. von deren Zweitauflage GeForce GTX 275 und GTX 285 (GT200b) fertig gestellt hatte. Nach der Markteinführung der ersten GT200-Chips im Juni 2008 gab es Anfang 2009 lediglich einen DIE-Shrink von 65 auf 55 nm Strukturgröße mit gleichzeitiger Anhebung der Taktraten. Die Architektur blieb indes unverändert und während AMD bereits auf DirectX 10.1 setzte, erklärte NVIDIA diese Zwischenstufe für unbedeutend und strafte sie in der Oberklasse bis heute mit Nichtbeachtung. Als AMD dann im Herbst 2009 seine ersten DX11-Karten an den Start schickte, lag es nur an der schlechten Verfügbarkeit dieser Grafikprozessoren, dass der Markt für NVIDIA nicht komplett wegbrach.
Alle Welt wartete auf die GeForce-300-Serie, doch als die dann kam, handelte es sich um alte Chips der Unter- und Mittelklasse, welche für den OEM-Markt vorgesehen waren. Denn auch auf der zweiten Baustelle, in den niedrigeren Leistungsklassen, kam NVIDIA nicht so recht voran. Die aufwändige GT200-Architektur ließ sich für die niedrigeren Preisgefüge anscheinend nicht kostendeckend herabskalieren, so dass man stattdessen Chips der Baureihen 8000 und 9000 mit leichten Überarbeitungen und neuen Namen wiederaufleben ließ. Dass zumindest vom Namen her ständig neue Produkte auf den Markt kamen, schien die großen OEM-Hersteller zu befriedigen, doch viele Endkunden fühlten sich getäuscht.
Man konnte im letzten Jahr den Eindruck gewinnen, dass NVIDIA schlicht und einfach an zu vielen Fronten kämpfte. Mit Hilfe des Druckmittels SLI wollte man die eigenen Chipsätze durchboxen, doch hier sitzen die CPU-Hersteller Intel und AMD am längeren Hebel und so zieht sich NVIDIA aus diesem Geschäftsfeld mehr und mehr zurück. Bei den Grafikprozessoren versuchte man mit PhysX und CUDA proprietäre Technologien zu etablieren, konnte dabei aber nur Teilerfolge erzielen. Andere Experimente wie "GeForce Boost" und "Hybrid Power" hatten nur ein kurzes Leben und wurden nicht weiterentwickelt. NVIDIA schien sich mehr und mehr zwischen Intel und AMD aufzureiben und mehr als einmal wurde darüber spekuliert, ob Intel den kleineren Mitbewerber schlucken würde, falls die eigenen GPU-Pläne scheitern sollten. Intels Larrabee versucht sich derzeit nicht auf Grafikkarten sondern als Cloud-Prozessor, die GPU-Baustelle des Chipriesen harrt somit auch weiterhin einer Lösung.