Kolumne: Führer Putin erklärt den westlichen Werten den Krieg

Meldung von doelf, Freitag der 30.09.2022, 16:17:12 Uhr

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Am heutigen Freitag hat der russische Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin in einer rund 45 Minuten langen Hetzrede zur Annexion der südöstlichen Ukraine allen westlichen Werten den Krieg erklärt. Adolf Hitler und Joseph Goebbels hätten vermutlich ihre Freude an diesem befremdlichen Auftritt gehabt, in dem ein durch und durch faschistischer Alleinherrscher gegen die Faschisten, die angeblich sein Land umzingeln, wetterte.

Putin präsentierte sich als Verfechter russischer Werte wie Glauben, Familie und Freiheit. Natürlich nicht irgendein Glaube, irgendein Familienmodell und echte Freiheit, sondern Glauben, Familien und Freiheit nach Putins Weltbild. Und nach Putins Weltbild will niemand in Russland etwas anderes haben als Putins Vorstellung eines russischen Lebens, welches der Präsident selbst gar nicht führt. Andersdenkende gibt es für ihn nicht, einmal abgesehen von ausländischen Agitatoren, die Putins Russland zerstören möchten - allen voran der verlogene Westen mit seiner Doppel- bis Vierfachmoral.

Der König der Lügen-Trolle sieht sich als Fackel der Wahrheit in einem Meer aus verlogenen Faschisten, also den westlichen Demokratien, die mehrheitlich von anti-russischen Faschisten unter der Fuchtel der USA regiert werden. Und die haben natürlich nichts anderes im Sinn, als das tausendjährige russische Reich mit ihren Ideologien und ihrer Internetpropaganda zu verschwulen, Unglauben zu verbreiten und unmenschliche, mentale Experimente an der russischen Jugend durchzuführen - vermutlich versteht er darunter die absurde Idee eines Russlands ohne Putin.

Dieses putinische Freiheitsbild will er nun in die faschistischen Länder exportieren, indem er deren Bürger hungern und frieren lässt. Das ist natürlich nicht seine Schuld, sondern die Schuld der Faschisten, welche Russland widerrechtlich mit Sanktionen belegt haben, obwohl Russland ja lediglich unterdrückte und misshandelte Russen befreit. Die heftige Gegenwehr der zu Befreienden erklärt er nicht, schließlich kann er sich hinter den Fantasiezahlen der Anschlussreferenden verstecken. Die besetzten Gebiete seien nun Russland und sollen auf ewig russisch bleiben.

Und Russland sowie die russische Kultur will er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Das gelte auch für Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja. Angriffe der Ukraine auf diese Gebiete will er von nun an als Angriffe auf Russland werten. All das war erwartet wurden, wohl aber nicht die immer extremer werdenden Hasstiraden des Kreml-Diktators. Der hat in Russland eine Kultur des Wegduckens etabliert: Abweichende Meinungen oder gar Widerspruch sind lebensgefährlich, also überlassen die Russen die Politik dem Kreml und der Kreml überlässt sie Putin.

Putin ist es gelungen, die junge russische Demokratie zu ersticken. Er war aber nicht in der Lage, sein Land aufzubauen und in die Zukunft zu führen, denn wie viele andere Diktatoren hat auch Putin den leichten Weg gewählt und mit dem Export von Rohstoffen das schnelle Geld gesucht. Wer für ihn war, der profitierte. Wer gegen ihn war, wurde auf die eine oder andere Weise ausgeschaltet. Wirtschaftlich ist Russland trotz seiner gewaltigen Fläche nur Mittelmaß und reiht sich beim Bruttoinlandsprodukt zwischen Südkorea und Brasilien ein (Stand 2020).

Statt auf Innovation hatte Putin auf Machtdemonstrationen, Manipulation und offene Konflikte gesetzt, die in der Sonderoperation Ukraine gipfelten. Dieser Angriffskrieg hat ihn international diskreditiert und selbst für jene Länder, die aus wirtschaftlichen Gründen noch zu Putin halten, gibt es kein Vertrauen in Russland mehr. Putin sagte in seiner Rede, die Welt, wie sie vor dem Beginn der Sonderoperation im Februar 2022 existierte, wird es nie wieder geben. Und das stimmt, denn Russland hat sich vom Rest der Welt isoliert und wird diese Isolation bis zum Ende der Ära Putin auch nicht mehr verlassen können. Das ist tragisch, passt aber irgendwie zur russischen Seele, die über ein Jahrtausend Erfahrungen mit Unterdrückung und Abschottung sammeln konnte.

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