UPDATE: Trump am Ziel - Die USA sind eine Bananenrepublik
Meldung von doelf, Mittwoch der 06.01.2021, 23:13:10 UhrAufgestachelt von den Lügen des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump haben dessen Unterstützer das Kapitol in Washington gestürmt. Die Sicherheitskräfte mussten den Mob mit Schusswaffen und Tränengas zurückdrängen. Kongressmitglieder wurden bedroht und mussten evakuiert werden. Ein republikanischer Abgeordneter stricht von einem Staatsstreich.
Eigentlich sollte heute der gewählte US-Präsident Joe Biden von den Abgeordneten bestätigt werden, doch Trump hat die Vereinigten Staaten von Amerika endgültig in eine Bananenrepublik verwandelt. Das Kapitol wurde zunächst von Trump-Anhängern belagert. Vor gut zwei Stunden um 13 Uhr Ortszeit durchbrachen Randalierer in Kampfmontur die Absperrungen, was von den Sicherheitskräften mit Blendgranaten und Tränengas beantwortet wurde. Die Angreifer drangen dennoch bis zum Gebäude vor, schlugen Scheiben ein und kletterten durch diese hinein. Dabei machten sie zahlreiche Fotos und Videoaufnahmen, die fast zeitgleich über die sozialen Netzwerke verbreitet wurden. Im folgenden Chaos musste die Sitzung unterbrochen und die Abgeordneten evakuiert werden. Die Lage ist weiterhin angespannt.
Während der republikanische Kongressabgeordnete Adam Kinzinger aus Illinois seinem Präsidenten einen Staatsstreich vorwirft (This is a coup attempt
), gießt Donald Trump weiter Öl ins Feuer. Er hat seine Jünger zwar aufgerufen, friedlich abzuziehen und die vor Ort befindlichen Sicherheitskräfte zu respektieren, doch zugleich wiederholte er seine Behauptung, die Wahl in einem Erdrutschsieg gewonnen zu haben und dass ihm diese Wahl durch angebliche kriminelle Machenschaften der Demokraten gestohlen wurde. Zudem äußerte er sein aufrichtiges Mitgefühl für die verletzten Gefühle der Randalierer. Hier die textliche Zusammenfassung von 62 Sekunden, die der peinlichsten Präsidentschaft in der Geschichte der USA einen weiteren Tiefpunkt verleihen:
"I know your pain. I know you're hurt. We had an election that was stolen from us. It was a landslide election. It was stolen from us. Everyone knows it, especially the other side. But you have to go home now. We have to have peace. We have to have law an order. We have to respect our great people of law an order. We don't want anybody hurt. It's a very tough peroid of time. There has never been a time like this where such a thing happened. Where they could take it away from all of us - from me, from you, from our country. This was a fraudulent election. But we can't play into the hands of these people. We have to have peace. So go home. We love you. You're very special. You see what happens. You see the way others are treated that are so bad and so evil. I know how you feel. But go home and go home in peace.
Übersetzung: "Ich kenne euren Schmerz. Ich weiß, dass ihr verletzt seid. Wir hatten eine Wahl, die uns gestohlen wurde. Es war eine Erdrutschwahl. Sie wurde uns gestohlen. Jeder weiß es, besonders die andere Seite. Aber ihr müsst jetzt nach Hause gehen. Wir müssen Frieden haben. Wir müssen Recht und Ordnung haben. Wir müssen unsere großartigen Polizeikräfte respektieren. Wir wollen nicht, dass jemand verletzt wird. Es ist eine sehr harte Zeit. Es gab noch nie eine Zeit wie diese, in der so etwas passiert ist. Wo sie uns das wegnehmen können - von mir, von dir, von unserem Land. Dies war eine betrügerische Wahl. Aber wir können diesen Leuten nicht in die Hände spielen. Wir müssen Frieden haben. Also geht nach Hause. Wir lieben euch. Ihr seid etwas ganz Besonderes. Sie sehen, was passiert. Sie sehen, wie andere behandelt werden, die so schlecht und so böse sind. Ich weiß wie ihr euch fühlt. Aber geht nach Hause und geht in Frieden nach Hause."
Mit welch dreister Verlogenheit Donald Trump heute agiert hat, lässt sich kaum überbieten. Jede Sekunde, die dieser Mann noch in seinem Amt verbringt, ist eine Sekunde zu viel. Zumindest gibt es gute Nachrichten aus dem US-Bundesstaat Georgia: Nachdem Donald Trump den dortigen Wahlleiter in einem stundenlangen Telefonat genötigt hatte, das Wahlergebnis nachträglich zu seinen Gunsten abzuändern, und dieser den Inhalt des Gesprächs veröffentlicht hatte, hatten genug Bürger des traditionell republikanischen Bundesstaates die Nase endgültig voll und haben in der Nachwahl zum Senat für die beiden Kandidaten der Demokraten votiert. Damit verfügen beide Parteien im neuen Senat über je 50 Stimmen (split vote) und in diesem Fall entscheidet die gewählte demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris.
UPDATE: Inzwischen hat der US-Kongress, der sich aus den beiden Kammern Senat und Repräsentantenhaus zusammensetzt, den Wahlsieg von Joe Biden bestätigt. Die Demokraten werden zukünftig in beiden Kammern die Mehrheit haben. Donald Trump bleiben damit noch 13 Tage Amtszeit, denn laut Verfassung wird die Amtsübergabe am 20. Januar 2021 um 12 Uhr mittags (Ortszeit Washington DC) stattfinden. Das ist viel Zeit, um weiteres Unheil anzurichten. Über den Jahreswechsel hatte Trump mehrere ihm gesonnene Straftäter begnadigt und zugleich etliche Hinrichtungen angeordnet. Es geht dabei um Hinrichtungen auf Bundesebene, deren Vollstreckung über Jahre ausgesetzt war. Erst im Juli 2019 hatte Trump diese Hinrichtungen wieder eingeführt. Trump verlässt das Weiße Haus also mit blutigen Hände - auch in Hinblick auf die Unruhen der letzten Nacht, die vier Todesopfer gefordert hatten. Trumps aufwieglerische Tweets sind weiterhin gesperrt und auch auf Facebook wurde dem abgewählten Präsidenten ein Maulkorb verpasst.