Keine weiteren Paketdrohnen von DHL
Meldung von doelf, Montag der 09.08.2021, 15:36:47 UhrDie Straßen frei für Radfahrer und Fußgänger, dafür die Luft voll schwirrender Paketdrohnen - so hatte sich Amazons Gründer Jeff Bezos anno 2013 die Zukunft vorgestellt. Nur wenig später ließ auch DHL seinen ersten Paketkopter fliegen, allerdings mit einer anderen Zielsetzung. Heute, sozusagen acht Jahre in die damalige Zukunft, ist der Traum abgestürzt und der DHL Paketkopter Geschichte. Dies berichtete zuerst Die Welt.
Die Geschichte des DHL Paketkopters
Der DHL Paketkopter hatte zwischen 2013 und 2018 vier Generationen durchlebt. Während die erste Drohne 1,2 kg über eine Strecke von einem Kilometer transportieren konnte, schaffte die vierte 4 kg und kam auf eine Reichweite von 65 km. Zunächst hatte DHL seine Flugkörper neben dem Firmensitz in Bonn über den Rhein kreisen lassen. Die zweite Generation lieferte dann Medikamente von Norddeich an die Apotheke auf der Nordseeinsel Juist, dabei wurde eine Strecke von 12 km zurückgelegt. Der DHL Paketkopter 3.0 konnte erstmal größere Höhendifferenzen überwinden und flog im Testbetrieb zwischen Reit im Winkl und der rund 500 Meter höher gelegenen Winklmoosalm. Die vierte und letzte Ausbaustufe verkehrte über dem Viktoriasee in Ostafrika und belieferte eine 60 km Flugstrecke vom Festland entfernte Insel mit Medikamenten. Im Rahmen von 180 Starts und Landungen wurden dabei über 2.200 Kilometer geflogen und rund 2.000 Flugminuten absolviert.
DHL hatte im Paketkopter immer nur eine Liefermöglichkeit für entlegene Gebiete gesehen und in diesen Szenarien hatte sich das Konzept durchaus bewährt. Doch diese Nische ist nicht nur klein, sondern auch alles andere als lukrativ. Mit Medikamentenflügen kann man sehr gut Pressearbeit machen, aber für die Bilanzen ist ein solches Projekt nur eine Belastung. Und so kommt das Aus des Paketkopters auch nicht überraschend, schließlich wurden seit 2018 keine neuen Versionen der Drohne mehr gesichtet.
Amazon, UPS und Wing fliegen noch
Und wie sieht es bei Amazon aus? Prime Air ist für Amazon weiterhin das Liefersystem der Zukunft und soll keineswegs auf schwer zugängliche Orte beschränkt sein. Vielmehr wollen die Amerikaner mit Hilfe ihrer Drohnen besonders schnelle Lieferungen im städtischen Raum ermöglichen - die Bestellungen sollen innerhalb von 30 Minuten zum Kunden kommen. Vor knapp einem Jahr hatte Amazon eine Lizenz für Prime Air von der US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) erhalten. Und dabei war Amazon nicht einmal der erste Lieferdienst, dem eine derartige Lizenz erteilt wurde - zuvor hatten bereits UPS und Wing (Alphabet/Google) eine Erlaubnis für Drohnenlieferungen bekommen. Eventuell erwartet uns ja doch eine Zukunft mit geschäftig herumfliegenden Paketdrohnen, sobald ein Urlaub in den USA wieder möglich ist. Hierzulande wird es erst einmal bei den gelb-roten Paketwagen bleiben und das ist vermutlich gar nicht mal die dümmste Entscheidung.
Jetzt müssen nur noch die angedrohten Lufttaxis geerdet werden, denn zu Zeiten des unübersehbaren Klimawandels ist die Verlagerung des Individualverkehrs in die Luft ein unüberbietbarer Unfug, den nur Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gut finden kann. Die zugehörige Meldung auf Scheuers eigener Webseite ist inzwischen verschwunden, man findet sie nur noch im Internetarchiv. Eventuell ist der Beitrag dem Frühjahrsputz zum Opfer gefallen - oder dem Greenwashing der CSU, die sich ja inzwischen grüner als grün gibt. Doch ein grüner Anstrich alleine hilft niemandem.