Windows 11 kommt am 5. Oktober 2021
Meldung von doelf, Mittwoch der 01.09.2021, 14:48:36 UhrWindows 11, Microsofts Abwrackprogramm für PCs, deren Garantie abgelaufen ist, wird offiziell am 5. Oktober 2021 zur Installation freigegeben. Zunächst wird das kostenlose Upgrade nur auf bestimmten PCs angeboten, weitere sollen dann bis Mitte 2022 nach und nach freigeschaltet werden. Im Vordergrund stehen allerdings neue Computer, welche die jeweiligen Hersteller mit Windows 11 bewerben werden.
Runde Ecken und Widgets statt Kacheln
Microsoft verspricht ein neues Windows-Erlebnis
und dass uns Windows 11 enger mit dem, was wir lieben
, zusammenbringen wird. Diese Formulierungen, welche man dem Marketing um die Ohren hauen sollte, wirken genauso bei Apple geklaut wie die nun mittig platzierte Task-Leiste, die sich unverständlicherweise nicht mehr an die Seiten klappen lässt. In Zeiten immer breiter werdender Bildschirme erscheint uns dies wenig funktional, da die Engstelle fast immer die Bildschirmhöhe ist. Zumindest die mittige Positionierung lässt sich auf Wunsch ändern, so dass die Task-Leiste wieder an die Seite rückt.
Andere Details von Windows 11 wecken Erinnerungen an Windows Vista: Hatte man in den vergangenen Jahren auf schlichte Designs, klare Kanten und Ecken gesetzt, liegen nun wieder rundgelutschte Fenster im Trend. Auch Widgets
, welche uns Windows Vista vor 15 Jahren als Gadgets
schmackhaft machen wollte, sind wieder da. Mehr als das aus Windows 10 bekannte Neuigkeiten und interessante Themen
bieten die Widgets bisher nicht, vermutlich entstanden sie als Reaktion auf den Wegfall der im Jahr 2012 mit Windows 8 eingeführten aktiven Kacheln. Und natürlich werden die personalisierten Feeds der Widgets heutzutage mit Hilfe künstlicher Intelligenz
generiert.
Ein Vehikel für Microsofts Cloud-Dienste
Abseits der auffälligen Oberfläche verbirgt sich der eigentliche Gedanke hinter Windows 11: Mit der neuen Version wird das Betriebssystem endgültig zu einer Schnittstelle für Microsofts Cloud. Microsoft Teams wurde in das System integriert und die Start-Taste mit Microsofts Cloud-Diensten und Microsoft 365, vormals Office 365, verbunden. Kürzlich in der Cloud bearbeitete Dateien sind nun hier zu finden und die Chat-Funktion von Microsoft Teams sitzt auf der Task-Leiste als Schnittstelle für die Kontakte. Dazu passt, dass Windows 11 Home zur Erstinstallation ein Online-Konto bei Microsoft benötigt, mit dem die Lizenz verknüpft wird.
Das Online-Konto kann man nachträglich löschen und zu einem lokalen Konto wechseln. Empfohlen wird dies natürlich nicht. Abseits des muffigen Bürolebens verspricht Windows 11 mehr Möglichkeiten für Spieler dank DirectX12 Ultimate, doch das steckt seit der Version 2004 auch in Windows 10. Ob das finale Windows 11 tatsächlich einen Leistungsvorteil über seinen Vorgänger haben wird, muss sich noch zeigen. Wir erwarten keine bahnbrechenden Unterschiede, nehmen aber die Werbung für den Xbox Game Pass zu Kenntnis - eine weitere Möglichkeit, einen monatlichen Obolus an Microsoft zu entrichten.
Sinnvolle Neuerungen?
Es gibt tatsächlich auch sinnvolle Neuerungen: Mit den Werkzeugen Snap Layouts, Snap Groups and Desktops lassen sich Fenster anhand von Vorlagen anordnen und organisieren, womit man sich den Alltag tatsächlich erleichtern kann. Die Bedienung für Menschen mit Behinderungen wurde in einigen Punkten verbessert und der lieblose Microsoft Store wurde komplett überarbeitet. Weiterhin wird das Applikationsangebot im Store um Win32-Software, .NET- und Java-Anwendungen sowie Android-Apps erweitert, wobei die Android-Apps vorerst noch auf sich warten lassen. Offenbar benötigt die Kooperation mit Amazon und Intel noch etwas Zeit. Wie üblich gibt es neue Hintergründe und Systemklänge, doch das fällt eher in den Bereich der Belanglosigkeiten.
Ärgerliche Neuerungen?
Abgesehen vom Online-Zwang für die erste Inbetriebnahme ärgern primär die Hardware-Anforderungen:
- Ein 64-Bit-Prozessor mit 2 Kernen und 1 GHz Taktrate
- 4 GiB Arbeitsspeicher
- 64 GB Festspeicher
- Eine Grafiklösung, die DirectX 12 und WDDM 2.x beherrscht
- Ein Display mit 22,86 cm (9 Zoll) Bilddiagonale und einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixeln
- Ein Trusted Platform Module (TPM) der Version 2.0
Auf den ersten Blick wirken die Vorgaben harmlos, doch hat Euer PC ein TPM-2.0-Modul? Und falls nicht, lässt sich eines nachrüsten? Auch bei den Prozessoren muss man genauer hinsehen: Microsoft fordert bei AMD zumindest Zen+ (z.B. Ryzen 5 2600 oder Ryzen 3 3200U), also das Modelljahr 2018 oder neuer. Bei Intel sieht es kaum anders aus, hier ist der Ende 2017 eingeführte Core i3-8100 (Coffee Lake) der Oldie auf der Liste. Ist ein PC älter als drei Jahre, bleibt Windows 11 in der Regel außen vor. Das gilt insbesondere, da veraltete CPUs über Monate oder gar Jahre abverkauft werden. Ein aktuelles Angebot von Aldi Süd ist der Mini-PC Medion Akoya S22003 (MD34385), in dem ein Intel Core i3-5005U, also ein Anfang 2015 eingeführter Prozessor, steckt!
Fazit
Ob Windows 11 wirklich modern und frisch
aussieht und ein Gefühl von Ruhe und Leichtigkeit
verbreitet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Uns kommt das Design eher wie eine Zeitreise ins Jahr 2006 vor, nur nicht so bunt wie früher. Der Online-Zwang und die Integration von Microsofts Cloud-Diensten schreitet fort. Die Hardware-Anforderungen sind nur auf den ersten Blick harmlos, tatsächlich bleiben viele aktuelle PCs außen vor. Die echten Neuerungen sind überschaubar und das eigentliche Highlight, die Integration von Android-Apps, wurde auf später verschoben. Damit gibt es eigentlich keinen guten Grund, noch in diesem Jahr auf Windows 11 zu wechseln. Und da die Update-Versorgung für Windows 10 ist bis zum 14. Oktober 2025 sichergestellt ist, sollte man erst einmal abwarten, ob Microsoft nicht zu seinem alten auf Top-folgt-Schrott-Rhythmus (XP, Vista, 7, 8, 10, 11) zurückgekehrt ist.