Die aktuelle Preisentwicklung bei Grafikkarten, CPUs und Arbeitsspeicher
Meldung von doelf, Mittwoch der 17.11.2021, 16:43:13 UhrWankend und schlitternd nähert sich das Jahr 2021 seinem Ende, die Infektionszahlen gehen durch die Decke und selbst das Online-Frust-Shoppen taugt in Zeiten des Chip-Mangels nicht als Ventil zum Ablass aufgestauter Unmut. Während man die vom Händler grob geschätzte einjährige Wartezeit auf das neue Auto absitzt und sich durch leer gekaufte eBike-Shops klickt, könnte man auf die dumme Idee kommen, den heimischen Gaming-PC aufzurüsten, um wenigstens virtuell noch einmal der CO2-lastigen Mobilität oder der Erkundung offener Welten ohne Impfnachweis und Luca-App zu frönen. Doch das wird ein ausgesprochen teures Vergnügen.
Das größte Problem sind und bleiben die Grafikkarten
Schwarze Freitage hin, Super-Sonder-Deals her: Die seit Monaten völlig überzogenen Preise für Grafikkarten zeigen sich auch kurz vor Weihnachten völlig unnachgiebig. Wer bei Geizhals einen Blick auf die Preise der aktuell in Deutschland lagernden Grafikkarten mit NVIDIA-GPU wirft, geht freiwillig auf den Speicher und sucht nach der vergilbten Schachtel mit dem Mensch ärgere Dich nicht
von Großpapa:
- GeForce RTX 3090 (offizielle Preisempfehlung: 1.499 Euro): 2.599 Euro (+73,38%)
- GeForce RTX 3080 Ti (offizielle Preisempfehlung: 1.199 Euro): 1.799 Euro (+50,04%)
- GeForce RTX 3080 (offizielle Preisempfehlung: 699 Euro): 1.379 Euro (+97,28%)
- GeForce RTX 3070 Ti (offizielle Preisempfehlung: 619 Euro): 1.179 Euro (+90,47%)
- GeForce RTX 3070 (offizielle Preisempfehlung: 499 Euro): 1.050 Euro (+110,42%)
- GeForce RTX 3060 Ti (offizielle Preisempfehlung: 399 Euro): 809 Euro (+102,76%)
- GeForce RTX 3060 (offizielle Preisempfehlung: 329 Euro): 725 Euro (+120,36%)
Die aktuellen Flaggschiffe sind völlig überteuert, doch je stärker die Leistung sinkt, desto kräftiger wächst der prozentuale Preisaufschlag. 725 Euro für ein Modell der unteren Mittelklasse? Über 1.000 Euro für eine echte Mittelklassen-Karte? Nein danke!
Aber halt, es gibt ja noch AMD! Ist dort eventuell ein Schnäppchen zu machen? Leider nein:
- Radeon RX 6900 XT (offizielle Preisempfehlung: 999 Euro): 1.489 Euro (+49,05%)
- Radeon RX 6800 XT (offizielle Preisempfehlung: 649 Euro): 1.309 Euro (+101,69%)
- Radeon RX 6800 (offizielle Preisempfehlung: 579 Euro): 1.329 Euro (+129,53%)
- Radeon RX 6700 XT (offizielle Preisempfehlung: 479 Euro): 877,50 Euro (+83,19%)
- Radeon RX 6600 XT (offizielle Preisempfehlung: 379 Euro): 669 Euro (+76,52%)
- Radeon RX 6600 (offizielle Preisempfehlung: 339 Euro): 589 Euro (+73,75%)
Auch bei AMD sind die Aufschläge viel zu hoch, fallen im Einstiegsbereich aber nicht ganz so extrem aus wie bei NVIDIA. Bei AMD ist in erster Linie die Radeon RX 6800 gesucht, die momentan sogar mehr kostet als ihr schnelleres Schwestermodell Radeon RX 6800 XT.
Kuriose Preiskapriolen bei älteren Modellen
Doch es geht noch absurder, nämlich wenn man auf ein älteres Modell ausweichen möchte: Wer statt zur GeForce RTX 3060 zum Vorgänger GeForce RTX 2060 greift, spart lediglich 76 Euro, bekommt mit 6 GiB jedoch nur halb so viel Grafikspeicher und auch spürbar weniger Leistung. Selbst für eine lahme GeForce GTX 1650 muss man heutzutage 316 Euro auf den Tisch legen!
Ältere Modelle von AMD sind kaum noch aufzutreiben, so dass für die ebenfalls recht schnarchige Radeon RX 5500 XT satte 687 Euro verlangt werden - mehr als für die eine Klasse höher angesiedelte und zudem eine Generation modernere Radeon RX 6600 XT. Noch eine Generation älter ist die Radeon RX 580, welche man im Jahr 2019 regelmäßig für weniger als 150 Euro kaufen konnte. Heute werden unverschämte 629 Euro aufgerufen.
Und die Prozessoren?
Marktführer Intel hat erst in diesem Quartal seine zwölfte Core-Generation (Alder Lake-S) vorgestellt, dennoch sind die CPUs schon gut verfügbar und die Preise fallen überraschend niedrig aus. Da Intel die Preise nur in US-Dollar angibt, muss man zunächst den Kurs in Euro umrechnen und anschließend die Mehrwertsteuer, in Deutschland sind dies 19 Prozent, aufschlagen. Wir haben die Preisempfehlungen in Euro anhand Intels höherer Angabe sowie mit dem aktuellen Interbankkurs von 1 US-Dollar = 0,88 Euro berechnet:
- Intel Core i9-12900K (offizielle Preisempfehlung: 589 bis 599 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 627 Euro): 688 Euro (+9,73%)
- Intel Core i9-12900KF (offizielle Preisempfehlung: 564 bis 574 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 601 Euro): 669 Euro (+11,31%)
- Intel Core i7-12700K (offizielle Preisempfehlung: 409 bis 419 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 439 Euro): 435 Euro (-0,91%)
- Intel Core i7-12700KF (offizielle Preisempfehlung: 384 bis 394 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 413 Euro): 432 Euro (+4,60%)
- Intel Core i5-12600K (offizielle Preisempfehlung: 289 bis 299 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 313 Euro): 309 Euro (-1,28%)
- Intel Core i5-12600KF (offizielle Preisempfehlung: 264 bis 274 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 287 Euro): 308 Euro (+7,32%)
Wie man sieht, liegen insbesondere die Preise der Core i5- und i7-Modelle ziemlich dicht am errechneten Sollwert. Der Griff zu den KF-Varianten, bei denen herstellerseitig die integrierte Grafikeinheit (iGPU) deaktiviert wurde, macht hingegen keinen Sinn, da der theoretische Preisvorteil am Markt nicht weitergegeben wird. Zudem ist es angesichts der Grafikkartenpreise ratsam, eine iGPU als Backup zu haben. Wer eine Einstiegs-CPU zu Preisen unter 300 Euro sucht, muss zu einem älteren Modell greifen.
Und wie verhält sich die Sache bei AMD?
- AMD Ryzen 9 5950X (offizielle Preisempfehlung: 799 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 837 Euro): 719 Euro (-14,10%)
- AMD Ryzen 9 5900X (offizielle Preisempfehlung: 549 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 575 Euro): 533 Euro (-7,30%)
- AMD Ryzen 7 5800X (offizielle Preisempfehlung: 449 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 470 Euro): 369 Euro (-21,49%)
- AMD Ryzen 7 5700G (offizielle Preisempfehlung: 359 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 376 Euro): 342 Euro (-9,04%)
- AMD Ryzen 5 5600X (offizielle Preisempfehlung: 299 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 313 Euro): 294 Euro (-6,07%)
- AMD Ryzen 5 5600G (offizielle Preisempfehlung: 259 US-Dollar; inkl. MwSt. ca. 271 Euro): 264 Euro (-2,58%)
Bei ihrer Markteinführung vor einem Jahr waren AMDs Prozessoren der 5000er-Serie kaum zu bekommen und entsprechend teuer. Dieser Engpass scheint bezwungen zu sein, zumindest erhält man die CPUs inzwischen problemlos. Doch nicht nur die bessere Verfügbarkeit hat die Preise sinken lassen, sondern auch der Druck durch Intels Alder Lake-S. Schade nur, dass im unteren Preissegment keine weiteren Modelle nachgekommen sind - genau wie bei Intel finden sich diese nur in älteren CPU-Generationen.
Preistreiber DDR5
Arbeitsspeicher ist nicht direkt von der Chipkrise betroffen, vielmehr drückt der Chipmangel bei den anderen PC- und Smartphone-Komponenten seit Monaten den DRAM-Absatz und damit die Preise. Wer einen PC mit 32 GiB DDR4-3200 (Kit aus 2 x 16 GiB) ausstatten möchte, findet aktuell etliche Angebote zwischen 105 und 120 Euro und das entspricht dem Preisniveau des Vorjahres. Im Frühjahr lagen die Preise zeitweise um 50 Euro höher, doch aktuell ist kein erneuter Anstieg in Sicht.
Anders sieht es bei DDR5-Speicher aus, welcher Intels Alder Lake-S in neue Leistungssphären befördern soll: Für 32 GiB DDR5-4800 (Kit aus 2 x 16 GiB) werden 240 bis 330 Euro aufgerufen, also mehr als das Doppelte und Dreifache des DDR4-Preises. Hinzu kommt, dass die DDR5-Module nirgendwo in Deutschland auf Lager liegen und vom Anbieter in vielen Fällen nicht einmal ein konkreter Liefertermin genannt werden kann. Mit diesem Upgrade sollte man definitiv noch warten!
Fazit
Drei Faktoren machen die Zusammenstellung eines neuen Gaming-PC dieser Tage zu einem extrem teuren Vergnügen: Moderne Grafikkarten haben schon auf dem Papier einen happigen Einstiegspreis, doch was der Handel seit Monaten aufruft, ist schon sehr frech. Auch der Griff zu einem älteren Modell hat sich mittlerweile erübrigt, denn diese sind am Markt kaum verfügbar und preislich oft noch unattraktiver - oder sagen wir lieber potthässlich. Die CPU-Preise sind eigentlich ganz okay, doch Einstiegsmodelle auf Basis der aktuellen Architekturen bieten weder Intel noch AMD an - das Einstiegsniveau liegt aktuell bei 264 Euro. DDR4-Arbeitsspeicher ist inzwischen wieder auf dem Preisniveau von 2020 angekommen und damit deutlich günstiger als im ersten Halbjahr des laufenden Jahres. Wer allerdings zu Intels zwölfter Core-Generation (Alder Lake-S) greift, sollte einen weiten Bogen um DDR5-Module machen. Diese sind momentan kaum verfügbar und kosten im Vergleich zu DDR4-Riegeln gleich das Doppelte bis Dreifache.
Bleiben noch die Aussichten: Wir orakeln, dass die Speicherpreise weiter fallen, sich die CPU-Preise seitwärts bewegen und Grafikkarten zumindest bis Mitte 2022 ein Luxusgut bleiben werden.