Digitalisierung in Deutschland - Dilettantismus bei der Grundsteuererklärung
Meldung von doelf, Dienstag der 12.07.2022, 23:19:03 UhrNach der Zeitverschwendung im Online-Formular der AOK wirft unsere Serie Digitalisierung in Deutschland
heute einen Blick auf die Grundsteuererklärung. Jahrzehntelang hatten sich die Regierungen in Deutschland vor einer Grundsteuerreform gedrückt und selbst als das Bundesverfassungsgericht die bisherigen gesetzlichen Regelungen zur Grundsteuer vor vier Jahren gekippt hatte, kam keinerlei Hektik auf. Es gab somit reichlich Zeit für eine gründliche Vorbereitung, die anscheinend gründlich verschlafen wurde.
Es fängt damit an, dass Millionen Grundstückseigentümer nur vier Monate Zeit bekommen, um die notwendigen Daten zu beschaffen. Während sich bei einem Neubau vermutlich noch alle Angaben in einem griffbereiten Ordner befinden, sieht das bei Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte alten Gebäuden ganz anders aus. Und selbst wenn 1853 eine Wohnraumfläche vermerkt wurde, ist diese Zahl für die heutigen Berechnungen irrelevant. Im Ernstfall muss neu vermessen werden und wer das nicht selber kann, muss jemanden beauftragen, dessen Termine schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Erbgemeinschaften müssen sich absprechen, ob sie von der Möglichkeit einer gemeinsamen Grundsteuererklärung Gebrauch machen wollen. Übernimmt die Grundsteuererklärung ein Steuerberater, liegen die üblichen Sätze bei 200 Euro pro Stunde oder 600 Euro je Grundbuchblatt bzw. Wirtschaftseinheit. Doch auch ein Steuerberater, der noch Kapazitäten frei hat, will zunächst gefunden werden. Insbesondere ältere Mitbürger haben häufig keinen Steuerberater und zeigen beim Hinweis auf Elster auf den schwarz-weißen Vogel im Baum vor dem Küchenfenster.