Sechs Kerne für die Massen, das gibt es derzeit nur von AMD. Mit den Modellen Phenom II X6 1090T Black Edition und X6 1055T starteten die Texaner im Frühjahr 2010 eine neue Offensive gegen Intels Quad-Core-CPUs der Baureihe Core i7, welche dank HyperThreading acht Threads parallel bearbeiten können. Doch echte Kerne sind HyperThreading normalerweise deutlich überlegen, so dass AMDs Rechnung aufgehen könnte. Wir werden dies heute anhand des aktuellen Top-Modells Phenom II X6 1090T Black Edition prüfen.
Kerne: Die Quelle für mehr Leistung
AMDs Phenom II hat einen schweren Stand gegen Intels übermächtige "Core i7"-Baureihe. Pro Megahertz erreicht der Phenom II in etwa die Rechenleistung eines Core 2, doch der Core i7 trumpft zusätzlich mit HyperThreading, einem Turbo-Modus und einem integrierten Speicher-Controller auf. Um hier mithalten zu können, benötigt der Phenom II entweder deutlich höhere Taktraten oder eben zusätzliche Kerne. Doch im aktuellen 45nm-Fertigungsprozess benötigt der Phenom II oberhalb von 3,20 GHz Spannungen von ca. 1,40 Volt, was einen deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs zur Folge hat. Eine simple Taktsteigerung ist also keine Option.
Stattdessen hat sich AMD dazu entschlossen, die Strategie seiner Drei-Kern-CPUs aufzugreifen: Wenn die Leistung von vier Kernen nicht ausreicht, dann schickt man eben sechs Kerne in die Schlacht. Allzu oft geht diese Rechnung allerdings nicht auf, denn viele Anwendungen nutzen nur vier Kerne oder weniger. Auch AMD ist dieses Problem nicht entgangen und so haben die dortigen Entwickler einen eigenen Turbo-Modus namens "Turbo Core" gebastelt. Während Intel mit einer mehrstufigen Turbo-Architektur arbeitet und TDP und Stromstärke von der integrierten Power Control Unit des Prozessors überwachen lässt, geht AMD wesentlich einfacher vor.
Werden drei Kerne oder weniger belastet, wird die Spannung für die aktiven Kerne angehoben und der Turbo-Takt aktiviert. Sobald mehr als drei Kerne belastet werden, schaltet der Prozessor seine Taktrate wieder herunter und reduziert auch die Spannung. AMDs Turbostufen sind entsprechend grob bemessen: Der Phenom II X6 1090T Black Edition taktet von 3,20 GHz auf 3,60 GHz hoch (+400 MHz), der Phenom II X6 1055T von 2,80 auf 3,30 GHz (+500 MHz). Zum Vergleich: Intel arbeitet mit Abstufungen von 133,33 MHz.