Vor einem Monat hatte Intel seine neuen Prozessoren der Sandy-Bridge-Generation vorgestellt, welche nicht nur eine extrem hohe Rechenleistung bieten, sondern zudem auch einen Grafikkern enthalten. Um diesen nutzen zu können, bedarf es eines Mainboards auf Basis des H67-Chipsatzes von Intel. Mit seinem Modell H67H2-I will der Hersteller ECS nun beweisen, dass solche Hauptplatinen auch im winzigen Mini-ITX-Format möglich sind. Dieses Mainboard soll nicht nur alle Sandy-Bridge-CPUs unterstützen, sondern auch mit ausgewachsenen Grafikkarten zurechtkommen.
Wie unser Titelfoto belegt, haben wir die Versprechungen von ECS keinesfalls auf die leichte Schulter genommen. Das lediglich 170 x 170 mm kleine Motherboard wurde für unseren Test mit einem Core i7 2600K, dem derzeit schnellsten Prozessor der Sandy-Bridge-Familie, bestückt. Auch bei der Grafikkarte machten wir keine Kompromisse und verbauten eine herstellerseitig übertaktete Radeon HD 4870 X2. Diese repräsentiert zwar nicht die neueste GPU-Generation, ist mit ihren beiden Grafikprozessoren jedoch eine echte Herausforderung für jedes Mainboard.
Intels H67-Chipsatz und der Sockel LGA1155
Mit den Sandy-Bridge-Prozessoren hat Intel zugleich auch wieder einen neuen CPU-Sockel eingeführt. Die bisherigen Prozessoren können im neuen Sockel LGA1155 leider ebenso wenig verwendet werden, wie die neuen Prozessoren im Sockel LGA1156 Platz finden. Dieses wenig kundenfreundliche Vorgehen hat sich in den letzten Tagen für Intel zu einem Bumerang entwickelt, denn im SATA-Controller aller neuen Chipsätze steckt ein Designfehler. Intel hat die Auslieferung der fehlerhaften Chipsätze gestoppt und mit der Produktion einer neuen Revision begonnen. Es wird aber noch Wochen dauern, bis Mainboards mit fehlerfreien Chipätzen in den Handel kommen und bis dahin sind die Sandy-Bridge-Prozessoren heimatlos. Weitere Details zu diesem Thema finden sich in unserem Artikel "Intels Chipsatz-Rückruf".
Auch für uns stellte sich die Frage, ob wir den Test des ECS H67H2-I nicht abbrechen und auf eine überarbeitete Revision des Mainboards warten sollten. Wir haben uns für die sofortige Veröffentlichung entschieden, da sich der Fehler nur bei einem Bruchteil der gefertigten Chipsätze zeigt und auch dort nur nach einer mehrmonatigen Nutzung. Eine nagelneue Hauptplatine sollte sich hingegen genauso verhalten, wie die überarbeitete Version des Chipsatzes. Da ECS zudem keine weiteren Änderungen am H67H2-I vornehmen will und Mini-ITX-Platinen einen besonderen Stellenwert unter unseren Lesern genießen, stand der Veröffentlichung nichts mehr entgegen.
H67 Chipsatz; Quelle: Intel
Für den Sockel LGA1155 stehen zwei Chipsätze - H67 und P67 - zur Auswahl, welche in ihren Funktionen weitgehend identisch sind. Es handelt sich quasi um die Nachfolger der Chipsätze H57 und P55 des Sockels LGA1156. Bei Intels aktuellen Chipsätzen handelt es sich eigentlich nur noch um eine Southbridge, da die typischen Funktionen einer Northbridge - also Grafik, Speicher-Controller und PCIe-2.0-Controller - in den Prozessor gewandert sind. Intels Sandy-Bridge-Prozessoren bieten 16 PCIe-Lanes der zweiten Generation, welche primär zur Anbindung von Grafikkarten gedacht sind. Nur der P67-Chipsatz kann diese Lanes auf zwei Karten verteilen (2x 8), im Gegenzug führt ausschließlich der H67 die Grafikfunktionen des Prozessors aus. Sowohl der P67 als auch der H67 besitzen acht PCIe-2.0-Lanes, welche im Gegensatz zu Intels vorheriger Chipsatzgeneration endlich mit der vollen Transferrate von 5 GT/s arbeiten.
Chipsatz | H67 | P67 | H57 |
SATA Ports 6 Gb/s | 2 | 2 | keine |
SATA Ports 3 Gb/s | 4 | 4 | 6 |
SATA RAID | 0 / 1 / 5 / 10 | 0 / 1 / 5 / 10 | 0 / 1 / 5 / 10 |
PATA Kanäle | keine | keine | keine |
USB 3.0 Ports | keine | keine | keine |
USB 2.0 Ports | 14 | 14 | 14 |
Grafikausgabe | ja | nein | ja |
PCIe 2.0 x1 | 8 | 8 | 8 |
PCIe Datenrate | 5 GT/s | 5 GT/s | 2,5 GT/s |
HD-Audio | ja | ja | ja |
GBit-LAN | ja | ja | ja |
Weitere Kritikpunkte an den Chipsätzen des Modelljahrs 2010 war das Fehlen moderner Funktionen wie USB 3.0 und SATA 6 Gb/s. USB 3.0 vermissen wir zwar auch weiterhin, doch zumindest beherrschen nun zwei der sechs SATA-Ports Transferraten von 6 Gb/s. Da aktuelle Festplatten diese Geschwindigkeiten noch nicht erreichen, bieten sich diese Anschlüsse in erster Linie für schnelle Solid State Drives an und somit werden zwei SATA-Ports der dritten Generation für die meisten Benutzer ausreichen. Die übrigen vier SATA-Anschlüsse arbeiten wie zuvor mit einer Datenrate von 3 Gb/s.
Beim Übertakten hat sich viel geändert und hier spielen auch die Chipsätze eine wichtige Rolle: Wer die CPU-Kerne eines Sandy-Bridge-Prozessors mit einer höheren Taktrate betreiben möchte, kommt um den P67-Chipsatz nicht herum. Wer den Grafikkern verwenden möchte, benötigt hingegen eine H67-basierende Hauptplatine und kann dort dann zumindest den Grafikkern übertakten. Eine eierlegende Wollmilchsau, welche alle Funktionen der Sandy-Bridge-CPUs nutzen kann, hat Intel noch nicht im Angebot, daher muss man seine Prioritäten schon vor dem Kauf eines Mainboards festlegen.