Gothic 3 - Ein namenloser Held im Kampf mit Programmfehlern - 2/9
30.10.2006 by doelf
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Der Kampf
Hoppla, wo bleiben denn die Informationen zu Grafik, Steuerung und Charakterentwicklung? Für diese hat man in Gothic 3 zunächst keine Zeit, man wird sofort und ohne Vorbereitung ins kalte Wasser geworfen! Die Menschen in Ardea sind Sklaven und ihre Aufseher sind Orks. Sogleich stürzen sich Diego, Gorn und Milton in den Kampf und wir können zum ersten Mal unser Geschick mit der Waffe erproben. Gleich die erste Szene offenbart, ob der heimische PC für den hohen Anforderungen des Spiels genügt oder mit 1 bis 5 Frames pro Sekunden vor sich hinruckelt.
Es gibt sieben Angriffs- und Verteidigungshaltungen, welche sich mit den beiden Maustasten bestimmen lassen. Gegen Tiere ist oft der Schnellangriff (rechte Maustaste kurz gedrückt) recht effektiv, gegen Orks und Menschen ist der Standardangriff (linke Maustaste kurz gedrückt) sinnvoller. Drückt man die linke Maustaste länger, so legt der Held mehr Wucht in seinen Schlag. Dies gilt auch für das Abfeuern von Pfeilen mit dem Bogen: Je länger wir gedrückt halten, desto stärker spannen wir den Bogen und desto effektiver wird der Schuss. Wer die rechte Maustaste gedrückt hält und links nur kurz drückt, macht einen schnellen Angriff aus der Parade heraus. Drückt man länger auf die linke Taste, führen wir einen Stechangriff aus oder töten einen am Boden liegenden Geger. Die Kombination aus Springen und einem Klick auf die linke Maustaste endet mit einem Sprungangriff, die gehaltene rechte Maustaste läßt unseren Helden Angriffe parieren. Mit der Zeit und etlichen, verbrauchten Lernpunkten wird man besser und die Angriffe wirken nicht nur eleganter, sondern erzielen auch mehr Wirkung.
Auch die ersten Probleme werden deutlich. Wir schlüpfen in die Rolle des Helden und ziehen unser Schwert. Die Namen von Freunden werden in grüner Farbe, die unserer Feinde in orangener oder roter Farbe angezeigt. Übermutig versuchen wir möglichst viele Orks zu erwischen, doch der Fokus springt von Freund zu Feind und nur allzu schnell hat man den Falschen getroffen. Es sind sinnvoll, sich einen Ork herauszupicken und den Kampf Mann gegen Mann zu suchen, anstatt sich ins Getümmel zu stürzen.
Wenn man in einer Stadt noch unbekannt ist, kommt es leicht vor, dass sich befreundete Einheiten bedroht fühlen, wenn man seine Waffe zieht. Ein besonders ärgerliches Beispiel ist Vangard: Obwohl wir den Auftrag erhalten, uns durch Scharen von Orks zu kämpfen, um dem König eine Nachricht zu bringen, werden wir von den Soldaten des Königs angegriffen, sobald wir die Orks mit unserem Bogen beschießen wollen.
Hinterrücks von Freunden erschlagen endet unser Versuch, die Feinde unter Beschuss zu nehmen.
Wer nun Panik bekommt, da er gleich in der ersten Szene gegen schwer bewaffnete Orks antreten soll, kann sich wieder beruhigen: So ein Ork ist strohdumm und besitzt nur einen Kopf, damit sein Helm nicht herunterfällt. Ganz im Ernst, die Orks versprühen keinerlei Intelligenz, sind leicht auszutricksen und verfolgen keine Strategie. Es ist sebst am Anfang des Spieles einfacher, eine Gruppe aus drei Orks aufzumischen, als den Angriff eines Wildschweines zu überleben.
Während eines Gespräches zeigen sich die Bewohner Myrtanas von den Biestern unbeeindruckt, was - wie hier beim Jäger Chris - zu recht absurden Situationen führen kann. Während wir über Gott und die Welt quatschen, fällt die Wildsau beharrlich über unser Gegenüber her. Sobald wir das Gespräch beendet haben, müssen wir allerdings schnell sein, denn ansonsten ist Chris tot und unser neuer Auftrag Geschichte.
Die Gewichtung der Gegner ist unserer Meinung nach nicht besonders gut gelungen: Wilde Tiere sind meist deutlich gefährlicher als schwer bewaffnete Krieger. Wenn wir durch das Land reisen, können wir als Gladiator in den Arenen der Städte Ansehen sammeln. Es ist zumeist recht einfach, die anderen Gladiatoren inklusive der Champions zu besiegen. Wenn wir im Wald jedoch auf einen Wolf oder eben ein Wildschwein treffen, sieht es leider ganz anders aus. Die Tiere reagieren schneller und setzten daher auch schneller nach. Wird unser Held getroffen, ist er für einen kurzen Moment benommen. Erwischt der Gegner den richtigen Takt, haben wir keine Chance zur Verteidigung - Selbiges gilt natürlich auch für unsere Gegner.
Somit kann man gegen vermeindlich starke Orks auch mal eine dicke Lippe riskieren, während man für den Kampf gegen Tiere zunächst sein Jagdgeschick steigern sollte. Wie gesagt: Wir empfinden die Gewichtung der Gegner als unausgewogen und - insbesondere zu Anfang des Spiels - nur bedingt nachvollziehbar.
Weiter: 3. Das Inventar
1. Einleitung und Rückblick
2. Der Kampf
3. Das Inventar
4. Charakterausbau
5. Jagen, Handeln und Stehlen
6. Die Grafik
7. Die Fehler
8. Die Leistungsanforderungen
9. Fazit
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